Pondichéry

150km südlich von Madras liegt Pondichéry. Französische Kultur und Architektur blieb in der Küstenstadt erhalten wie nirgendwo sonst im Land. Etwas weiter außerhalb der Stadt suchten wir uns eine Strandhütte am Repos-Beach. Die Konstruktionen aus Bambus und Palmwedeln unterschieden sich kaum. Da es schon wieder Nacht war, entschieden wir uns für die Hütte auf Stelzen, die dem Meer am nähsten war.

Für das Abendessen haben wir dann noch ein französisches Restaurant in der Stadt aufgesucht. Der Essbereich des ‚Madam Santhe‘ befindet sich auf dem Dach und wirkt äußert mediterran. Auf dem Weg zurück sahen wir auch hier wieder Menschen auf der Strasse und an der Promenade schlafen. Es waren aber nicht so viele wie in Madras und durch die kleinstädtische Kulisse, wirkte die Armut weniger entsetzlich.

Durch den Ventilator an der Decke unserer Strandhütte ließ sich die hohe Luftfeuchtigkeit des tropischen Klimas gut aushalten. Am Sonntagmorgen war ich begeistert. Von der Hütte aus, sah ich den Strand, blaues Wasser und blauen Himmel. Gefrühstückt haben wir am nahe gelegen Beach Restaurant. Dann ging es ab ins Meer.

Eigentlich könnte man auch von einer riesengroßen Badewanne sprechen. Die Wassertemperatur liegt das ganze Jahr über bei etwa 30°C. So manche Welle war riesig. Wir hatten Spaß auf die großen Wellen zu schwimmen, kurz bevor diese brachen. Auf der Welle zu sein, war herrlich. Man musste nur aufpassen, nicht unter eine solche zu kommen, wenn diese bricht. Das fühlt sich dann etwas nach Schleudergang an und spült einen wie Treibgut an Land.

Unser Strandaufenthalt unterbrachen wir nur kurz für ein Mittagessen im Beach Restaurant. Gegen Nachmittag hat es schließlich auch der chilligste Hippie an den Strand geschafft. Manche von ihnen sangen und trommelten oder rauchten ihre Special Cigarettes.

Am Abend waren wir erst in der Pizzeria ‚Au Feude Bois‘ und schauten uns dann die Einkaufsstraßen Pondichérys an. Den Rest des Abends verbrachten wir im ‚Le Club‘ bei guten Cocktails und südländischer Musik.

Früh machten wir uns am nächsten Morgen auf, die Hippiekommune Auroville zu besichtigen.

Madras

Die Flugtickets für unsere Wochenendreise buchten wir telefonisch. Das hatte dann zur Folge, dass Nicos Ticket auf „Nicolasm“ und meines auf „Alexzand“ ausgestellt war. Mit der Schreibweise von Namen scheint man es in Indien nicht so genau zu nehmen. Probleme bei den Sicherheitskontrollen hatten wir an dem Freitagabend jedenfalls keine.

Gegen 23:00 erreichte unsere Boing 747-800 der Fluggesellschaft Jet Airways die Hafenstadt Madras am Indischen Ozean. Vom Flughafen aus ließen wir uns mit einer Rickshaw zum Stadtzentrum bringen. Auf der 20-minütigen Fahrt durch die Straßen und Gassen von Madras, wurde ich Zeuge von Armut und Elend, wie ich es in diesem Ausmaß noch nicht gesehen hatte.

Menschen schliefen mit Stofffetzen bekleidet am Straßenrand. Es waren nicht wenige. Abgemagert waren sie alle, manche hatten offene Wunden, einige von ihnen sahen aus als wären sie tot – oder jedenfalls kurz davor. Am schlimmsten war es zu sehen, wie auf einem kleinen Platz eine ganze Großfamilie lag. Drei Generationen lagen dort, neben einem Abwasserkanal, umgeben von Müll und streuenden Hunden.

Auf eine luxuriöse Unterkunft haben wir daraufhin verzichtet und checkten in einem einfachen Hotel ein. Lang war unsere Nacht sowieso nicht. Am nächsten Morgen stand schließlich noch einiges auf dem Programm. Es fällt mir übrigens nicht leicht, in einem Abschnitt von menschenunwürdigen Gegebenheiten zu berichten und einige Zeilen später von prächtigen Bauwerken und tollen Sandstränden zu schwärmen. Aber so ist Indien nun mal. Glamour und Elend wohnen hier Tür an Tür.

Frühstücken waren wir am Samstagmorgen in einem kleinen Café. Zu einem Cappuccino bestellte ich mir ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Auf die Frage warum die Torte eigentlich ‚Black Forest‘ genannt wird, wusste die Bedienung allerdings keine Antwort.

Ein außergewöhnlicher Tempel in Madras ist der Kapaleeshwarar Kovil. Das Shiva-Heiligtum beherbergt das göttliche Ehepaar Kapaleeswarar. Er wurde im drawidischen Stil erbaut und ist einer der bedeutsamsten Tempel des Shivaismus, einer hinduistischen Glaubensrichtung. Unsere Schuhe mussten wir vor dem Betreten des Geländes ausziehen. Geführt wurden wir durch die Anlage von einem Mönch, der uns die unterschiedlichen Rituale (roter Punkt und weiße Asche auf Stirn…) erläuterte, die notwendig sind, um die Gottheiten zu ehren und deren Segen zu erlangen.

Anschließend besuchten wir die St. Thomas‘ Cathedral, in der angeblich die Gebeine des heiligen Thomas liegen. Die römisch-katholische Kirche wurde 1504 erbaut, 1893 bekam sie eine neugotische Fassade und 1986 wurde sie von Papst Johannes Paul II. besucht.

Am Nachmittag sind wir am Marina Beach angekommen. Da Madras in einer flachen Küstenebene, nur knapp über dem Meeresspiegel, liegt, waren die Folgen des Tsunamis verheerend. Von den Schäden ist allerdings nichts mehr zu sehen. Der Strand ist mit 13km der zweit längste der Welt.

Nachdem wir uns in einem chinesischen Restaurant gestärkt hatten, suchten wir den Busbahnhof auf. Es ist der größte Indiens und ist – warum auch immer – nach ISO 9001:2000 zertifiziert. Von dort aus ließen wir die Millionenmetropole Madras hinter uns und fuhren in die 3,5 Stunden entfernte Stadt Pondichéry.

Tamil Nadu

Eben sind wir wieder im ‚kühlen‘ Bangalore (23°C) gelandet. Über das verlängerte Wochenende waren wir in Tamil Nadu, dem südlichsten Bundesstaat Indiens. Die einstigen Kolonien haben diese Region sehr stark geprägt. Ich fühlte mich jedenfalls fast wie in Frankreich.

Neben den Bildern von herrlichen Promenaden und Tempelanlagen, sind es aber auch Bilder von entsetzlicher Armut, ganzen Familien, die auf der Straße leben, die sich mir einprägten.

Ausführliche Berichte zu unseren Reisestationen im ‚französischen Teil‘ Indiens folgen in den nächsten Tagen:

  1. Madras: antike Tempel und der zweit längste Strand der Welt
  2. Pondichéry: die Tricolore flattert hier noch über indischem Boden
  3. Auroville: von der UNESCO unterstützte Hippiekommune

Für heute bleibt mir nur noch zu sagen: Gute Nacht! 🙂

Zahlen und Fakten zu B’lore

So, bevor ich mich in das nächste verlängerte Wochenende verabschiede, habe ich noch ein paar Zahlen und Fakten für euch! 😎

Zu Bangalore finde ich Folgendes besonders erwähnenswert:

  • Bangalore wird als ‚asiatisches Silicon Valley‚ bezeichnet
  • zahlreiche Niederlassungen großer IT-Firmen, wie beispielsweise:
    IBM, Intel, Cisco, Dell, Oracle, Siemens, Novell, Motorola und SAP
  • auch etliche Biotechnologiefirmen sind ansässig
  • wichtiges Zentrum der Luft- und Raumfahrtindustrie
  • drittgrößte Stadt Indiens: 5,3 Millionen Einwohner;
    davon lebt etwa ein Zehntel in Slums
  • Verdopplung der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren
  • die Hälfte der Bevölkerung sind Zuwanderer (meist IT-Fachkräfte)
  • zweit niedrigste Analphabetismusrate in Indien: 27%
  • höchstes Pro-Kopf-Einkommen in Indien: 1.160$
    (zum Vergleich in Deutschland: 30.580$)
  • jährliche Gehaltserhöhungen in IT-Branche: durchschnittlich 16%
  • erster McDonald’s eröffnete 2004
  • ein neuer, größerer Flughafen wird derzeit gebaut
  • direkte Flugverbindung mit kalifornischem Silicon Valley geplant
  • der Bau einer Metro ist ebenfalls in Vorbereitung

Cricket: Indien vs. Pakistan

(Quelle: Wikipedia)Was für die Deutschen Fußball ist, ist für die Inder Cricket.

Das Finale der 2007 ICC Twenty20 World Championship wurde gestern Abend in Johannesburg ausgetragen. Gegenüber standen sich Indien und Erzrivale Pakistan. Diese brisante Konstellation sorgte schon im Vorfeld für viel Trubel. (ähnlich wie bei Fußball: Deutschland – England)

The most thrilling grand finale produced the most exhilarating match of the tournament. A gem of an innings from Misbah-ul-Haq was not enough, the outcome – India is crowned the ICC World Twenty20 champions.

ICC

Nach der Begegnung herrschte auf Indiens Straßen Ausnahmezustand – inklusive Feuerwerk und allem was dazu gehört… 😀