Eben sind wir wieder im ‚kühlen‘ Bangalore (23°C) gelandet. Über das verlängerte Wochenende waren wir in Tamil Nadu, dem südlichsten Bundesstaat Indiens. Die einstigen Kolonien haben diese Region sehr stark geprägt. Ich fühlte mich jedenfalls fast wie in Frankreich.
Neben den Bildern von herrlichen Promenaden und Tempelanlagen, sind es aber auch Bilder von entsetzlicher Armut, ganzen Familien, die auf der Straße leben, die sich mir einprägten.
Ausführliche Berichte zu unseren Reisestationen im ‚französischen Teil‘ Indiens folgen in den nächsten Tagen:
Madras: antike Tempel und der zweit längste Strand der Welt
Pondichéry: die Tricolore flattert hier noch über indischem Boden
Auroville: von der UNESCO unterstützte Hippiekommune
Für heute bleibt mir nur noch zu sagen: Gute Nacht! 🙂
Heute haben wir den Cubbon Park im Herzen Bangalores besichtigt. Die historische Parkanlage wurde 1864 angelegt. Auf einer Fläche von über einem Quadratkilometer befinden sich verschiedene, schön angelegte Gärten, uralte Bäume und diverse Statuen.
Umgeben von zahlreichen Regierungsgebäuden und anderen Institutionen, ist der Cubbon Park eine der populären Touristenattraktionen der Metropole und einer der Gründe, weshalb Bangalore den Beinamen ‚Garden City‘ trägt.
Vis à vis des höchsten Gerichtshofs des Bundesstaats, dem ‚High Court of Karnataka‘, befindet sich das ‚Vidhana Soudha‘. Das imposante Gebäude wurde von 1951 bis 1956 erbaut und ist Sitz der Regierung von Karnataka. Es ist das größte Regierungsgebäude Indiens. Die äußerst streitbare Inschrift über dem Eingang lautet: „Government Work is God’s Work“
Zurück in Alleppey im südlichen Kerala nahmen wir wieder zwei Rickshaws und begutachteten zwei potentielle Übernachtungs- möglichkeiten. Wir entschieden uns für die erstere. Das Gästehaus Gowri Residence bietet neben geräumigen Zimmern auch eine schön angelegte Grünanlage. Neben den Gästen, scheinen sich auch Tiere, insbesondere größere Vögel, in dem kleinen Park wohl zufühlen.
Den Ortskern von Alleppey erreichten wir in wenigen Minuten zu Fuß. Dort haben wir zu Mittag gegessen und uns ein paar Geschäfte angeschaut. Kokospalmen spendeten uns entlang den Straßen reichlich Schatten. Unterwegs kamen wir auch an einem kleinen hinduistischen Tempel vorbei und schauten uns eine gerade stattfindende Zeremonie an. Zahlreiche Kanäle durchqueren das einstige Fischerdorf. Mit etwa 360.000 Einwohnern wirkt die Stadt aber auch heute noch beschaulich und kleinstädtisch.
Am Nachmittag gönnten wir uns etwas Entspannung. Bei einer Ayurveda-Massage mit speziellen Massageölen konnte man richtig relaxen. Kerala ist bekannt für die über 2000 Jahre alte Ayurveda-Medizin, die auf der Vorstellung von einer inneren Ordnung der Welt basiert. Nach der einstündigen Behandlung gab es frisches Bananen-Lassi, Kaffee und Tee.
Abends aßen wir im Restaurant des Hotels Raheem Residency. Ich entschied mich für ein leckeres Chicken-Steak mit Pommes frites. Eine der Rickshaws, die uns wieder zu unserer Unterkunft brachten, schien getunt zu sein. Der Fahrer der ‚Turbo-Rickshaw‘ schien an seinem Fahrzeug sichtlich Freude zu haben.
Strahlend blauer Himmel erwartete uns am Sonntagmorgen. Nach dem Frühstück checkten wir aus und fuhren direkt an den Strand. Dort verweilten wir und wenn es nach mir ginge, wären wir immer noch dort! Es war schwer dich von dem sonnigen Wetter am Strand zu trennen. So kamen wir etwas später als geplant mit dem Bus in Cochin an, haben schnell noch etwas bei der indischen Fastfood-Kette ChicKing (was es da gab, könnt ihr euch sicher denken 😉 ) und suchten dann den Flughafen auf.
Dort trafen wir – gerade noch rechtzeitig – 20 Minuten vor Abflug ein. Verhängnissvollerweise hatte Steffen einige Gegenstände in seinem Handgepäck, die dem Sicherheitsoffizier nicht ganz geheuer waren. Nachdem Rum, Nagelschere, diverse Nägel und Schrauben entsorgt waren, konnten wir schließlich das Gate passieren.
Am späten Abend landete der Airbus A320 von IndiGo sicher auf der etwas holprigen Landebahn in Bangalore. So endete unser erlebnisreiches Kerala-Wochenende!
Von dem, für das tropische Klima typischen, leichten Regen, ließen wir uns am Freitagvormittag nicht unterkriegen und mieteten, wie geplant, ein Hausboot. Die Temperatur sinkt während des Regens nicht, auch die hohe Luftfeuchtigkeit bleibt unverändert. Das Hausboot unserer Wahl bot drei Schlafzimmer mit Duschen, vier Mann Personal, die sich auch um unsere Verpflegung kümmerten, sowie Fernseher, DVD-Player und 5.1-Surround-Soundsystem.
Nach dem Ablegen fuhren wir direkt in die Backwaters, die sich südlich von Cochin auf einer Fläche von etwa 1900km² erstrecken. Das weit verzweigte Wasserstraßennetz umfasst zahlreiche Seen, Flüsse und Lagunen, sowie unzählige Verbindungskanäle. Für die einheimische Bevölkerung sind de Backwaters von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. Neben Fischfang und Warentransport, werden die Gewässer zum Anbau von Nutzpflanzen, wie Cashewbäume, Kokospalmen, Reis und Kautschuk genutzt.
Zum Mittagessen wurde uns Gemüse, frischen Fisch keralischer Art und eine große Portion Reis serviert. Nach dem Essen hörte es auf zu regnen. Auf den bequemen Stühlen genossen wir den Ausblick vorbeigleitender Palmen, machten Fotos von Kähnen und Fischerbooten, tranken reichlich Tee und Kaffee. Immer wieder passierten wir auch kleine Siedlungen mitten in den Backwaters. Hier leben Reisbauern, die dem Wasser ein paar Quadratmeter Land für ihre Hütten abgerungen hatten.
Als es dunkel wurde legten wir an einer etwas größern Siedlung in den Backwaters an. Wir beschlossen von Bord zu gehen, um uns ein genaueres Bild zu verschaffen. Die Einwohner begrüßten uns sehr freundlich. Beim Laufen auf den schmalen, schlammigen Gehsteigen musste man Acht geben, nicht in das Wasser zu fallen. Ein paar Hütten weiter, gelangen wir an eine kleine Schule, in der der Unterricht gerade begann. Tagsüber fällt schließlich genug Arbeit auf den Reisfeldern an. Die Kinder haben sich über unseren Besuch und die mitgebrachten Kugelschreiber gefreut.
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Zurück an Bord erwartete uns auch schon das Abendessen. Anstelle von Fisch gab es diesmal Chicken. Anschließend saßen wir noch eine ganze Weile zusammen und unterhielten uns über Buddha und die Welt.
In der Nacht klarte es dann etwas auf. Auf dem Hausboot lies es sich sehr gut schlafen, zumindest als Passagier. Die Angestellten verbrachten die Nacht auf dem Boden – ohne Decke und Kissen. Während wir ausführlich frühstückten, wurden wir zurück nach Alleppey gebracht, wo wir unsere Tour wieder zu Land fortsetzten.
Direkt nach der Arbeit ging es am Donnerstag zum Bangalore International Airport. Ein Airbus A320 der indischen Fluggesellschaft GoAir brachte uns von dort in einer dreiviertel Stunde nach Cochin. Mit Zug oder Bus hätten wir gut 14 Stunden für die Strecke gebraucht.
Als wir in Cochin in Zentral-Kerala angekommen sind, war es bereits dunkel. Die Stadt liegt über eine Inselgruppe und eine Halbinsel verstreut. Zwei Rickshaws brachten uns (wir waren zu sechst) an den Hafen. Mit einer Fähre setzten wir auf die Halbinsel Fort Kochi über.
Im gleichnamigen Stadtteil waren wir zu Fuß unterwegs. Auf dem Weg durch die gewundenen Straßen, vorbei an 500 Jahre alten portugiesischen und holländischen Häusern, bot sich uns, selbst bei Nacht, eine märchenhafte Idylle. Abgesehen von vereinzelnder Leuchtreklame, schien die Zeit hier stehen geblieben zu sein.
Wir suchten ein bekanntes Backpacker-Hotel auf. Die Absteige nannte sich ‚Elite Hotel‘. Sieht man mal von der zentralen Lage im Ortskern ab, war daran jedoch nichts wirklich ‚Elite‘. Auf mehreren Etagen vegetierten ein paar (Alt-)Hippies, die vermutlich in Fort Kochi gestrandet sind und sich von dem modrigen Geruch der Unterkunft nicht weiter stören lassen. Außer einem Aufenthaltsraum und den schäbig eingerichteten Zimmern, befand sich in dem Haus auch eine kleine Kapelle und ein Kiosk, in dem tatsächlich Kinder-Überraschung angeboten wurde.
Unser Abendessen nahmen wir in einem nahe gelegenen Restaurant ein. Da der Ausschank von Alkohol in Kerala nicht gestattet ist, steht Bier als ‚Special Tea‘ auf der Getränkekarte und wird auch tatsächlich in Teekannen serviert und aus Tassen getrunken. Im Gespräch stellte sich heraus, dass ich mit Steffen und Melanie, die beide in Mannheim studieren, gemeinsame Bekannte habe: Pierre (studiert mit mir in Karlsruhe) und Dennis (studiert nicht mehr mit mir, ist dafür aber neulich Papa geworden).
Nach dem Frühstück checkten wir am nächsten Morgen zeitig aus und fuhren mit einem Linienbus gen Süden in das anderthalb Stunden entfernte Alleppey. In Alleppey angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Hausboot, um die Backwaters zu erkunden.
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