Bollywood

In keinem Land der Welt werden mehr Filme produziert als in Indien. Die Wortkreuzung Bollywood enthält die Bestandteile Bombay und Hollywood und spielt auf den kommerziellen Charakter der Unterhaltungsfilme an.

Bollywood-Filme dauern meist zwischen zweieinhalb bis vier Stunden und enthalten meistens mehrere musikalische Tanzszenen. Die Filmlieder werden oftmals noch vor dem Kinostart als Videoclips bei MTV India gespielt.

Um euch einen Einblick in die farbenprächtige Bollywood-Welt zu ermöglichen, habe ich euch im folgenden einen Youtube-Channel angelegt, der einige sehenswerte Ausschnitte und Videoclips beinhaltet.

Hinduistisches Kastensystem

Das Kastensystem ist die Basis des gesellschaftlichen Lebens im Hinduismus und ordnet den Einzelnen unter anderem Berufe zu, deren Ausübung in Indien noch immer stark mit der Kastenzugehörigkeit zusammen hängt.

Die traditionelle Organisation der Gesellschaft durch das hinduistische Kastensystem begünstigt die Entstehung großer materiell besitzloser und nahezu rechtloser gesellschaftlicher Gruppen. Auch wenn es staatliche Maßnahmen gibt, die Benachteiligungen niederer Kasten zu kompensieren, so hat das Kastensystem auch heute noch einen ausgeprägten sozialen Einfluss.

Waren früher grundsätzlich keine gemeinsamen Mahlzeiten erlaubt, weil Hochkastige das gemeinsame Mahl mit Niedrigkastigen als verunreinigend empfanden, ist heute allerdings besonders in urbaner Umgebung die traditionelle Trennung zwischen den einzelnen Gesellschaftsgruppen in diesem Bereich größtenteils aufgehoben. Andererseits ist es selbst in großen und modernen Städten wie Bangalore oder Delhi heute noch üblich bei der Suche nach einem Heiratspartner auf die Kastenzugehörigkeit zu achten.

Alte Städte, neue Namen

Städte umzubenennen ist in Indien keine Seltenheit. Vom Volk ist das zwar nicht gewünscht, doch können sich Politiker dadurch ein Denkmal schaffen. Die fünf prominentesten Fälle habe ich für euch zusammengetragen.

Bombay wurde vermutlich vor über 3500 Jahre gegründet. 1995 wurde die bevölkerungsreichste Stadt der Welt in Mumbai umbenannt. Öffentliche Einrichtungen wie etwa die Börse und der Gerichtshof tragen allerdings weiterhin Bombay in ihrem Namen.

Die 2000 Jahre alte Hafenstadt Madras an der Ostküste Südindiens heißt seit 1996 offiziell Chennai. Inder verwenden Madras und Chennai mittlerweile synonym nebeneinander.

Der Name der 700 Jahre alten Stadt Cochin im tropischen Bundesstaat Kerala wurde 1996 leicht modifiziert und heißt seit dem Kochi. An der Aussprache der Einheimischen ändert das allerdings nichts. Das „n“ am Ende bleibt.

Der bengalische Name কলকাতা der 600 Jahre alten Stadt wurde von den britischen Kolonialherren aussprachenah zu Calcutta transkribiert. 2001 änderten die indischen Behörden die Schreibung in Kolkata, obwohl auch Englisch offizielle Amtssprache ist.

Die erst 500 Jahre alte Stadt Bangalore, heutiges IT-Zentrum, wurde 2006 in Bengaluru umbenannt. In den Medien, in Unternehmen, aber auch an öffentlichen Einrichtungen, wie Flughäfen, wird jedoch weiterhin die herkömmlichen Schreibweise verwendet, was wohl daran liegt, dass Bengaluru übersetzt „Stadt der Bohnen“ heißt. 😆

Delhi

Delhi hat 11,5 Millionen Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt Indiens und die drittgrößte Stadt der Welt. Direkt an Delhi angeschlossen ist Neu-Delhi, die Hauptstadt Indiens, in der „nur“ 330.000 Menschen leben. Faktisch bilden beide Distrikte jedoch eine urbane Einheit.

Am späten Samstagabend checkten wir in einem kleinen Hotel in Delhi ein. Nach dem Frühstück stand das Rote Fort auf dem Programm. Wie das am Vortag besichtigte Rote Fort in Agra ist auch das Rote Fort in Delhi Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Es ist das größte Bauwerk in Delhi, wurde von 1639 bis 1648 erbaut und ist dem Fort in Agra nachempfunden. Ein Burggraben umgibt weitläufige Hallen, luxuriöse Marmorpaläste, eine Moschee und kunstvoll angelegte Gärten.

Nach dem Roten Fort suchten wir die nur 500 Meter westlich gelegene Jami Masjid auf. Der Weg war gesäumt von Basaren auf denen reger Handel herrschte (zu sehen im Video). Auch eine Jami Masjid existiert in Delhi wie auch in Agra. Die Ausführung in Delhi fällt jedoch weitaus größer aus. Die rot-weiße Jami Masjid ist Indiens größte Moschee und wurde zwischen 1650 und 1656 erbaut. Wir als Nicht-Muslime mussten allerdings vor dem Torbogen warten bis die Gebetszeit vorüber war. Eintritt (200 Rupien, knapp 4€) mussten wir nur für unsere Kameras bezahlen. Der Innenhof kam mir gigantisch vor, 25.000 Gläubige sollen darin Platz finden.

Auf dem Weg vom „alten“ Delhi nach Neu-Delhi legten wir eine kurze Mittagspause ein. Dann besichtigten wir das Regierungsviertel. Kaum fassbar: von hier aus werden 1,1 Milliarden Menschen regiert. Der Mittelpunkt stellt das Rashtrapati Bhavan dar. In dem Anfang des 20. Jahrhundert erbauten Palast residiert der Präsident von Indien.

Als wir die breite Strasse abwärts gelaufen sind, kamen wir zum 42 Meter hohen India Gate. Dort fand eine Parade statt und Blassmusik spielte. Das 1921 erbaute Monument wurde nach dem Vorbild des Arc de Triomphe in Paris entworfen und erinnert an die im Krieg gefallenen indischen Soldaten.

Unsere finale Station war der Lotustempel. Dieser prächtige Tempel wurde vor 20 Jahren in Form einer Lotusblüte gebaut und erstrahlt abends im Scheinwerferlicht.

Als unser Flugzeug pünktlich kurz nach 21:00 vom Indira Gandhi International Airport abhob, war der Himmel absolut wolkenlos. So konnte man sehen, wie weit sich die Metropole Delhi erstreckt. Es dauerte eine ganze Weile bis wir die Lichter der Stadt hinter uns gelassen haben. Ohne Verspätung setzte der Airbus A320 um 23:30 wieder im 1.800 Kilometer entfernten Bangalore auf.

Agra

Mit knapp zwei Stunden Verspätung hob unser Flugzeug am Freitag um etwa 21:00 in Bangalore ab. Nach zweieinhalb Stunden Flug gen Norden landete unser Airbus A320 der Fluggesellschaft Indigo in Delhi. Vom Flughafen aus ließen Mareike und ich uns von einem Taxi zum Bahnhof bringen, um von dort aus die Weiterreise nach Agra zu organisieren. Ein Zug wäre erst um 5:00 morgens gefahren, ein Bus um 1:00 war bereits voll, so entschieden wir für zwei Tage ein Taxi zumieten.

Pünktlich um 6:00 standen wir auf einem Parkplatz in Agra, einer 1,3-Millionen-Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh. Von dort aus mussten wir laufen, da der weitere Weg für motorgetriebene Fahrzeuge gesperrt war. Das galt übrigens auch für den Luftraum, dort wurde Flugverbot erlassen.

Wir passierten patroullierende Soldaten und schließlich den Ticketschalter: „Indian citizen: 20 Rs, Foreigners: 750Rs“. Da wir doch nicht ganz indisch aussehen, lösten wir die teureren Tickets zu umgerechnet je knapp 15€.

Nachdem wir die flughafenähnlichen Sicherheitskontrollen passiert hatten, war in etwa 200 Metern Entfernung ein riesiges Tor zu sehen. Schaute man hindurch, konnte man es bereits erkennen – da stand es nun – errichtet auf einer 100m×100m großen Marmorplattform: das Taj Mahal.

Das Taj Mahal hat all meine Erwartungen weit übertroffen. Das 58 Meter hohe Mausoleum wirkte auf mich fast unecht, eher wie eine Filmkulisse, wie gemalt. Aber es war echt – gebaut aus weißem Marmor mit eingelassenen Edelsteinen und Halbedelsteinen. In der Sonne strahlte das Taj Mahal prächtig. Es spiegelte sich in dem länglichen Wasserbecken, das sich im Zentrum des 18 Hektar großen Gartens befindet. Der Bau des Taj Mahal wurde kurz nach dem Tod Mumtaz Mahals, der Lieblingsfrau von Großmogul Shah Jahan, im Jahr 1631 begonnen und bis 1648 fertig gestellt. Beteiligt waren über 20.000 Handwerker und 1.000 Elefanten. Heute zählt das Taj Mahal zu den sieben Weltwundern und gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Menschheit.

Schwer viel es mir das wunderschöne Taj Mahal wieder zu verlassen. Aber wir mussten weiter, denn es gab noch vieles zu sehen in Arga. Zweieinhalb Kilometer entfernt erreichten wir das Rote Fort (zu sehen im Video), ein Festungs- und Residenzbau aus der Epoche der Mogulkaiser. Wie das Taj Mahal gehört auch das Rote Fort dem UNESCO-Weltkulturerbe an.

Der Bau des Forts begann 1565 unter Akbar dem Großen und reichte bis ins 17. Jahrhundert hinein. Die gesamte Anlage ist von einer 21 Meter hohen Mauer umgeben, deren Umfang 2,4 Kilometer beträgt und ist wie die Mehrzahl der umschlossenen Gebäude, in rotem Sandstein ausgeführt. Im Innern befinden sich repräsentative Paläste, einige Moscheen und Gärten.

Nach dem Mittagessen besichtigten wir das 10 Kilometer nördlich von Agra gelegene Sikandra. Dort befindet sich das Grabmal des Kaisers Akbar mitten in einem groß angelegten Garten.

Wir schlenderten über einen großen Bazar, bevor wir zur Jama Masjid kamen. Die große Moschee wurde 1648 für Prinzessin Jahanara Begum, während der Regentschaft ihres Vaters Shah Jahan, gebaut. Auffällig sind die außergewöhnliche Kuppel und die Abwesenheit von Minaretten.

Gegen 18:00 wurde es dann dunkel und wir verließen Agra auf dem National Highway 2 in Richtung Delhi. In Mathura legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Dort konnten wir einen Blick auf den Krishna-Janma- Bhoomi-Tempel werfen. Dieser steht auf dem Geburtsplatz der Gottheit Krishna und wird zu Ehren dessen Geburtstags beleuchtet. Um 22:00 erreichten wir Delhi.